SCHWEISSEN & SCHNEIDEN

Die aktuelle Seite steht in der gewählten Sprache leider nicht zur Verfügung.

Möchten Sie die Sprache wechseln und die Startseite besuchen oder möchten Sie auf der aktuellen Seite bleiben?

Sprache wechseln
SCHWEISSEN & SCHNEIDEN

Antworten auf den Fachkräftemangel Harald Langeder im Gespräch

Harald Langeder ist seit mehr als 30 Jahren fester Bestandteil von Fronius. Als Chief Technology Officer ist er Mitglied der Geschäftsleitung und konnte das dynamische Wachstum der letzten Jahre somit nicht nur miterleben, sondern auch mitbegleiten. In seiner Doppelrolle als Global Director Research & Development verantwortet er zudem die Geschicke seines – wie er sagt – „Heimathafens“ in der Business Unit Perfect Welding mit. Besonders am Herzen liegt Langeder dabei das Thema Fachkräftemangel und wie Fronius Perfect Welding diesem Zustand künftig begegnen will.

Die Entscheidung, eine Lehre als Elektromechaniker für Schwachstrom – dem heutigen klassischen Elektrotechniker – anzutreten, war es, die Harald Langeder im Jahr 1988 zu Fronius brachte. Binnen kurzer Zeit wechselte er in den Bereich der Batterieladesysteme, wo er die ersten Lade-Start-Geräte mitentwickelte. In den folgenden Jahren führten ihn seine Stationen zurück in die Business Unit Perfect Welding, wo er Aufgaben als Projekt- und Entwicklungsleiter wahrnahm, bis ihm schließlich als CTO die technische Leitung des gesamten Bereiches Research & Development übertragen wurde. Im Interview spricht er über die Symptome des Fachkräftemangels, welche Antworten Fronius Perfect Welding hier parat hält und darüber, was es braucht, um eine zufriedene und vor allem glückliche Schweißfachkraft zu sein.

Fronius Perfect Welding befindet sich seit Jahren in einem dynamischen Wachstumsprozess. Ein Faktor, der den kontinuierlichen Bedarf an neuen Fachkräften früher oder später limitiert, ist deren Verfügbarkeit am Markt. Offene Stellen und wie man diese bestmöglich besetzt, sind daher sicher auch Fragen, mit denen man sich als Teil der Fronius Geschäftsleitung konfrontiert sieht, oder?

Ja das ist absolut korrekt. Fachkräftemangel ist ein Thema, das uns speziell die letzten 18 bis 24 Monate massiv begleitet hat. Vorher waren es eher die Verfügbarkeit von Bauteilen und die Lieferkette, aber in den letzten 2 Jahren war es definitiv der Fachkräftemangel. Stimmen aus der Industrie bestätigen, dass es allerorts einen Mangel an Fachkräften gibt. Aktuelle Studien können das ebenfalls mit Zahlen untermauern. So zeigt beispielsweise eine Studie aus dem Sommer 2023, dass momentan zwei von drei österreichischen Unternehmen Probleme damit haben, Beschäftigte zu finden. Konkret sind damit natürlich auch all jene Betriebe betroffen, die als Kernaufgabe das Schweißen haben. Das kann einerseits daran liegen, dass die Ausbildungssysteme für diese Berufe nicht adäquat genug sind, andererseits aber auch an den Personen, die aktiv im Berufsleben stehen. Kurz gesagt: Es stehen immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Wir bei Fronius sind daher davon überzeugt, dass wir beim Thema Fachkräftemangel auf Effizienzsteigerung setzen müssen. Zum einen geht es uns darum, die Ausbildung zu beschleunigen, aber zum anderen auch darum, unsere Geräte so zu gestalten, dass sie möglichst intuitiv sind. Wenn ich die Ausbildungszeit verkürzen kann und danach einfach zu bedienende Schweißgeräte verwende, die mit einer kurzen Anlernzeit verbunden sind, bin ich als Unternehmen auch mit ein paar offenen Stellen trotzdem produktiv und effizient. Überall dort, wo keine Fachkraft verfügbar ist, wollen wir mit Automatisierung entgegenwirken.

Das klingt in der Theorie alles sehr plausibel – aber welchen Beitrag leistet Fronius hier nun konkret?

Um das zu beantworten, würde ich gerne kurz ausholen. Wir teilen den Begriff Fachkraft bei Fronius in die beiden Worte Fach und Kraft auf. Wobei Fach für das Knowhow, die Erfahrung und die Skills der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht und Kraft sozusagen die Manpower, also wie viele Personen zur Verfügung stehen, darstellt.

Und wie sieht jetzt unser Beitrag im Detail aus? Betrachten wir zunächst einmal das Thema Fach: Hier geht es darum, die überschaubare Menge der verfügbaren Fachkräfte schneller und besser auszubilden und dabei auch bestmöglich zu fördern. Damit sie ihre tagtäglichen Aufgaben einfacher und angenehmer bewältigen können, müssen wir noch besser ausbilden, wir müssen sie fördern und wir müssen ihnen ihre tagtäglichen Aufgaben – beispielsweise das Handling der Schweißbrenner – so leicht und angenehm wie möglich gestalten. Minimale Einschulungszeit, maximales Handling: Nach diesem Credo arbeiten wir im engen Austausch mit unseren Kunden an den entsprechenden Lösungen. Was das Thema der Kraft, der fehlenden Manpower, angeht: Überall dort, wo ein Mangel besteht und offene Stellen nicht besetzt werden können, lösen wir das über die Automatisierung. Automatisierung kann dort, wo sie noch nicht so etabliert ist, eine deutliche Erleichterung darstellen.

Bezugnehmend auf die erwähnte Aufgliederung des Wortes Fachkraft: Wie sehen konkrete Lösungen, die Fronius für den Bereich Fach anbietet, aus?

Eine dieser Lösungen ist definitiv der neue Welducation Simulator. Dieser Schweißsimulator ermöglicht es, den Schweißprozess so praxisnah wie möglich zu erlernen. Mit ihm ist es ein Leichtes, die Handfertigkeit einer Person für das Schweißen im Einstellungsprozess auszutesten oder neue Fachkräfte auf hohem Niveau auszubilden. Der Welducation Simulator reduziert den Zeitaufwand, Material wird komplett eingespart und dadurch steigt die Effizienz enorm. Der Simulator zeigt in der 3D-Brille, die mit Augmented und Virtual Reality ausgestattet ist, das Bauteil und die entstehende Schweißnaht an und simuliert diese bei der Handführung des Auszubildenden. Zusätzlich hat dieser Simulator auch einen sogenannten Ghost. Das ist ein virtueller Schweißassistent, der anzeigt, ob man den Schweißbrenner gerade richtig hält und ihn mit der richtigen Geschwindigkeit führt. Somit erfährt der oder die Auszubildene eine zusätzliche Unterstützung. Ganz allgemein betrachtet ist der Welducation Simulator zudem ein attraktives Tool, um den Lehrberuf Schweißerin/Schweißer auf ein modernes, attraktives und vor allem auch sicheres Niveau zu heben. Denn bis zu 80 % der Bauteilausbildung können am Simulator erfolgen.

Natürlich setzen sich die Symptome des Fachkräftemangels aber auch in der Produktion fort. Daher ist es auch wichtig, dass wir die Komplexität bei unseren Kunden weiter reduzieren. Dafür haben wir den WeldCube Navigator im Angebot. Damit lässt sich die gesamte Schweißaufgabe in sequenzielle Arbeitsschritte unterteilen, wobei gleichzeitig sichergestellt wird, dass diese durch die richtig zugeordneten Schweißparameter normkonform ausgeführt werden. Passiert ein Fehler, wird der Prozess sofort unterbrochen und die Schweißaufsicht wird informiert, bevor Folgefehler geschehen.
Eine weitere, ebenso innovative Lösung ist unser Welding Package TIG DynamicWire. Aufgrund der dafür notwendigen Erfahrung und Fingerfertigkeit ist und bleibt das WIG-Schweißen die absolute Königsklasse für Handschweißerinnen und -schweißer. Man muss sich vorstellen, dass mit der einen Hand der Schweißbrenner mit dem Lichtbogen geführt werden muss und meistens dann mit der zweiten Hand der Draht manuell im richtigen Takt sozusagen zugeführt werden muss. Das ist schon sehr schwierig und setzt ein hohes Maß an Können voraus. Deswegen haben wir das Welding Package TIG DynamicWire entwickelt. Was das ist? Ich würde es mit „CMT für WIG-Handschweißen“ übersetzen. Wir haben eine dynamische Drahtregelung – also eine Drahtvorbewegung und einen Drahtrückzug – in Abhängigkeit der Schweißparameter und der Handführung der Schweißfachkraft – integriert. Das macht es auch für Ungeübte deutlich einfacher, eine sehr gute, fast perfekte WIG-Schweißnaht zu realisieren.

Natürlich versuchen wir auch beim Thema Kraft unsere Kunden mit bestmöglichen Lösungen zu unterstützen. Und das Wichtigste, um dem Fachkräftemangel hier Paroli zu bieten, ist Automatisierung – damit ich eben nicht so viele Fachkräfte benötige. Wie bereits anfangs im Gespräch kurz erwähnt, bietet Fronius hier auch Cobot-Zellen an. Cobot-Zellen sind ausgestattet mit kollaborierenden Robotern, die es ermöglichen, dass Mensch und Maschine sehr nah nebeneinander arbeiten. Sie zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie sehr einfach zu bedienen sind und leicht auf neue Aufgaben eingestellt werden können. Somit ist der Cobot als erster Automatisierungsschritt speziell für Klein- und Mittelbetriebe eine sehr gute Wahl. Nicht zuletzt auch, weil der Einsatz von Cobot-Zellen schon bei niedrigen Losgrößen wirtschaftlich rentabel ist.

Über unsere Welding Automation realisieren wir aber auch Produkte und Lösungen für individuelle Schweißanlagen bis hin zu Gesamtschweißzellen. Je nach Kundenwunsch können wir hier durch unser Baukastensystem aus dem Vollen schöpfen und somit mit dem Einsatz von vielen standardisierten Komponenten eine sehr gute individuelle Lösung für unsere Kunden schaffen. Hier übernehmen wir beginnend bei der Idee die Gesamtverantwortung und stellen einen Projektleiter oder eine Projektleiterin zu Verfügung, der oder die in enger Abstimmung mit dem Kunden alle Wünsche berücksichtigt und das Projekt bis zur Übernahme betreut. Eines steht dabei immer im Vordergrund: das optimale Zusammenspiel von Funktionalität und Wirtschaftlichkeit. Alle, die sich gerne selbst ein Bild von unseren Roboterschweißzellen machen möchten, haben von 11. bis 15. September auf der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN in Essen die Möglichkeit dazu.

Diese spannenden Einblicke machen auf jeden Fall deutlich, dass Fronius den Fachkräftemangel nicht auf die leichte Schulter nimmt. Wie schon erwähnt wurde, können die Ursachen für den Fachkräftemangel vielfältig sein. Vielleicht haben einige zukünftige Schweißerinnen und Schweißer aber auch bloß noch nicht ihr Potenzial entdeckt. Was sollten Auszubildende denn mitbringen, um in der Schweißtechnik glücklich zu werden und einen erfüllten Job zu finden?

Das ist eine sehr gute Frage – speziell das „glücklich machen“. Also es schadet nicht, oder eigentlich ist es eine Voraussetzung, dass man ein technisches Grundverständnis hat. Das kann man aber auch erlernen. Wenn jemand keinen technischen Beruf erlernt hat, dann denke ich, dass man auch in einem zweiten Bildungsweg ein gutes Grundverständnis für die Arbeit in der Schweißtechnik aneignen kann. Aber das ist nur die eine Seite. Was in meinen Augen noch viel wichtiger ist: Der Funke muss sprichwörtlich überspringen.

» Es ist die Faszination für das Schweißen, für die Arbeit mit physikalischen Kräften oder auch das Schmelzen von Metallen, also ganz allgemein gesagt für das Arbeiten mit diesen Naturkräften, die vorhanden sein sollte. Wenn dort die Leidenschaft oder eben der Funke überspringt, dann ist das die beste Voraussetzung, um in der Schweißtechnik Fuß zu fassen. «

Fallback profile picture
Harald Langeder, Chief Technology Officer





Schweißfachkräfte sind rar – kann Schweißtechnologie Abhilfe schaffen?

Harald Scherleitner im Gespräch mit Metal Works TV zu Fronius Lösungen, die Schweißerinnen und Schweißern ihre Arbeit erleichtern und gleichzeitig helfen, die geforderten qualitativen Schweißergebnisse zu erzielen.